1.2 Leseproben
„Knarrend zerrte das Boot an der Kette, Nebelschleier tanzten über den See. Fröstelnd saß er auf einem umgestürzten Birkenstamm, das Schreien der Wildgänse schreckte ihn auf. Mit gestrecktem Hals flatterten sie über den See, kreisten über das Schilf, ließen sich nieder. Zögernd setzte die Dämmerung ein, nichts rührte sich, Moor und See schienen zu schlafen. Da hörte er seinen Namen rufen, leise, aber deutlich. „Hannes!“ Er spähte umher, fasste sich an die Stirn: Halluzinationen, Fieber? Vor sich im Wasser bildeten sich konzentrische Kreise, als hätte jemand einen Stein hineingeworfen. Die Oberfläche zitterte, als mühte sich etwas, nach oben zu gelangen. … „
"In ihrer seelischen Not habe sie gelernt, in sich hinein zu horchen: Nicht immer sei die Melodie zu hören, aber es gebe eine. Der Großvater habe früher sein dunkelbäuchiges Cello poliert, sie belehrt, es gebe Celli, die keine Seele hätten. Bei den Menschen sei es ähnlich: Die meisten hätten eine Grundmelodie, nicht alle hörten sie auch, aus manchen sei nicht mehr herauszuholen als Misstöne, etliche blieben stumm."
„Unstet schweifte sein Blick durchs Zimmer, während er die scharfen Kontrollen in den Fabriken darstellte, die Kampagnen gegen die Organisation in den Medien, die brutalen Methoden des Betriebsschutzes, das Hetzen gegen das Gesetz, das Giftstoffe in der Fertigung verbot. Unversehens stöhnte Hannes auf, presste die Fingerspitzen an den Kopf, fuhr über die Stirn, als wollte er einen Vorhang beiseite ziehen. „Da war noch etwas, Gott, so hilf mir doch!“ Das Dunkel lichtete sich nicht, die Gedanken verliefen sich, sobald er sie fassen wollte, Erinnerungen vermischten sich mit Träumen. Er fühlte, etwas fehlte, das ihm im blinden Ablauf der Zeit Geborgenheit und Halt geschenkt hatte.“